Call for Papers

1. Oekonux-Konfernz

28./29. April 2001

Dortmund

Projekt Oekonux

Das Projekt Oekonux

Das Projekt Oekonux arbeitet seit Juli '99 an der Frage, ob und inwieweit die Prinzipien Freier Software-Entwicklung - Verwertungsfreiheit, individuelle Selbstentfaltung, kollektive Selbstorganisation und globale Vernetzung - als Grundlage für eine neue, Freie Gesellschaft dienen können.

Ausgehend von dem fundamental neuen Modell von Produktion, das in der Freien Software tagtäglich und höchst erfolgreich vorgemacht wird, denken wir darüber nach, ob dieses Modell auf andere Bereiche von Produktion übertragen werden kann bzw. wo es bereits übertragen wird. So sind auf dem Sektor der Informationsgüter vor allem bei der Musik (Stichworte: MP3, Napster, Gnutella) Entwicklungen erkennbar, die denen in der Freien Software in mancherlei Hinsicht ähneln. Auch auf materielle Produkte orientierte Projekte wie OSCar oder Freedom-CPU machen von sich reden.

Im Projekt werden aber auch deutlich ambitioniertere Fragen diskutiert. So wird beständig darüber nachgedacht, ob und unter welchen Voraussetzungen vor allem industrielle Produktion nach den Prinzipien der Freien Software organisiert werden kann.

Auf dieser Grundlage werden utopische Gedanken diskutiert, die bis hin zu möglichen Organisationsformen einer solchen, GPL-Gesellschaft genannten Formation gehen, in der perspektivisch die Tauschgesellschaft und damit Arbeit und Geld abgeschafft ist und die Notwendigkeiten als Nebenprodukt der individuellen und kollektiven Selbstentfaltung aller erledigt werden. Freie Software ist dann die herangereifte Keimform, die eine emanzipative Überwindung der heute dominierenden Gesellschaftsform auf dem erreichten Stand der Technik wieder als Möglichkeit aufscheinen läßt.

Untermauert werden die Diskussionen im Projekt von einer genauen Beobachtung der aktuellen Entwicklungen bei der Freien Software und in anderen Bereichen, die eine Übertragung derer Prinzipien versuchen. Insbesondere werden die neueren Entwicklungen im Verhältnis kommerzieller Unternehmen uns staatlicher Stellen zu Freier Software untersucht.

Die Konferenz

In den vergangenen Monaten wurden mehr und mehr Kontakte zu anderen Organisationen und Einzelpersonen geknüpft. Einige im obigen Sinne interessante Projekte werden beobachtend begleitet. Es stellt sich heraus, daß Menschen aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen beginnen, über gleiche oder ähnliche Fragen nachzudenken wie sie im Projekt Oekonux im Mittelpunkt stehen.

Die Konferenzbeiträge können aus einem weiten Spektrum von Zugängen kommen, sollten jedoch ihren inhaltlichen Bezug zu den oben genannten Prinzipien Freier Software verdeutlichen.

Beiträge aus folgenden Bereichen sind sehr erwünscht:

Freie Software

Erfahrungen aus Projekten, Erfolgsgeschichten, aber auch Konflikte, Widersprüche (z.B. Geldverdienen vs. Selbstentfaltung, Lohnarbeit vs. Freies Tun etc.)

Übertragung der Prinzipien Freier Software

Präsentation von Projekten oder auch nur Gedanken, die die Prinzipien Freier Software-Entwicklung auf andere Bereiche des menschlichen Lebens übertragen wollen

Technologieentwicklung

Beispiele offener und kooperativer Technikentwicklung; wie sieht herrschaftsfreie und nachhaltige Technologie aus und wie kann sie entwickelt werden

Alternativ- oder Anti-Ökonomie

Theoretische Modelle der Überwindung von Tausch, Arbeit und Geld, praktische Erfahrungen in Projekten, Widersprüche von Theorie und Praxis

Wissenschaft

Wissenschaftlich orientierte Untersuchungen über die Umbrüche in der Arbeitswelt mit der Perspektive auf eine Überwindung der Arbeitsgesellschaft

Politik

Überlegungen aus dem Sektor politischer Organisationen Freie Software und deren Prinzipien betreffend

Kultur

Freie Musik und Freie Formate, Erfahrungen und Projekte, neue Entwicklungen in verschiedenen Kulturbereichen

Neue Menschen

Die neue Rolle der Subjektivität, anders Handeln in Freien Projekten, Selbstorganisation und Selbstentfaltung, theoretische Reflexionen und praktische Erfahrungen

Die geplante Konferenz soll die Möglichkeit bieten, die Gedanken, die an verschiedenen Stellen unabhängig voneinander entstanden sind, zu bündeln, gemeinsam neu zu diskutieren und für alle fruchtbar zu machen. Neben einem Kennenlernen soll auf Vorträgen und in Workshops der jeweils aktuelle Stand der Diskussion vorgestellt werden.

ReferentInnen gesucht

Interessierte, die einen Vortrag halten oder einen Workshop anbieten möchten, reichen eine kurze Skizze des Vorhabens beim Projekt Oekonux ein.

Abgabeschluß für Vortrags- oder Workshopskizzen ist der

6. Januar 2001

Entscheidung über die ausgewählten Beiträge bis zum 22. Januar 2001.

Die Konferenzsprache ist Deutsch.