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Meldung vom 30.04.2001 16:47
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Open Source zwischen Marx und Fundis An drei eng gefüllten Kongresstagen ohne nennenswerte Pausen bemühten sich alle Teilnehmer sehr ernsthaft, die politische Bedeutung der quelloffenen Software abzustecken. Schulungskurse zur Einführung in das marxistische Denken ("Der Computer als Dampfmaschine zur klassenlosen Gesellschaft") fehlten ebenso wenig wie Debatten über die Bedeutung von Patenten und Lizenzen. Eine kalte Dusche bescherte dem Programmierer-Lager der Fuldaer Informatik-Professor Winzerling, der aus marxistischer Perspektive den Mythos Linux in seiner ganzen Unbedarftheit skizzieren wollte. Winzerling verwies darauf, dass Linux sich nur entwickeln konnte, weil alle Parameter durch die Grundlage von Unix System V bereits gelegt worden seien. So habe eine durchschnittliche universitäre Schulung genügt, die Linux-Entwicklung als einfaches Handwerk zu betreiben. Spitzenleistungen seien so jedoch nicht zu erreichen, meinte
Winzerling. Als Beleg für seine These führte er in der Tradition von Andrew Tannenbaum die gescheiterten Versuche um Hurd an, ein moderneres System ohne monolithischen Kernel zu entwickeln. Den Erfolg von Linux erklärte Winzerling mit der vertikalen Organisation der Softwareindustrie, in der es in jeder Sparte einen Marktführer und ein, zwei Wettbewerber gebe. Jeder Wettbewerber sei dabei in der Lage, sofort die Führungsrolle zu übernehmen. Beim Scheitern der
Systemsoftware in den 80ern, als Novells Netware und IBMs OS/2 auf der Strecke blieben, habe man das System von "Checks and Balances" mit Linux schnell reparieren können. Eine ökonomische Erklärung für den Zusammenbruch von Netware und OS/2 blieb Winzerling allerdings schuldig. Die erste Oekonux-Konferenz machte deutlich, dass weiterhin großer
Diskussionsbedarf besteht. Sind Programmierer quelloffener Software einfache
Handwerker oder hochqualifizierte Spezialisten, die das Zeug haben, eine
Gesellschaft zu erschüttern? Ist die GPL schon der Kern einer neuen
Eigentumsordnung oder nur eine willkommene Beigabe der zunehmenden
Computerisierung? Ist das Programmieren bereits Selbstenfaltung im Stil einer kommenden Gesellschaft oder nur fortgeschrittene Selbstausbeutung? In Dortmund blieben jedenfalls viele Fragen noch ohne Antwort. (Detlef Borchers)/ (em/c't)
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