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Von Detlef Borchers

Das Internet ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Wie tief das Image des neuen Mediums schon gesunken ist, zeigt das Beispiel der Firma Internet.com: Die war einmal ein Medienunternehmen, das mit einer Internet-Zeitschrift begann. Später kamen Schulungsseminare und über 100 "Web-Magazine" dazu. Nun möchte die Firma sich in INT Media Group umbenennen, weil die "Erwähnung des Internet im Firmennamen den Geschäftszwecken abträglich ist".

eLiza nennt IBM ein Projekt zur Entwicklung von selbstheilenden Servern, jenen Rechnern, die Daten an andere Computer verteilen. Die immer komplexer werdenden Rechner sollen dabei mit Programmen ausgestattet werden, die Fehler nicht nur diagnostizieren können, sondern anfallende Reparaturarbeiten auf eigene Faust durchführen. Für das aufwändige Projekt, bei dem die Forschung über redundante Hardware mit den Ergebnissen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz zusammengeführt werden soll, will IBM "einige Milliarden Dollar" bereitstellen.

Unter dem Titel Reading between the Lines stellte der Computerwissenschaftler Edward Felten zusammen mit acht weiteren Wissenschaftlern eine Analyse des Wasserzeichen -Systems vor, das die Phonoindustrie zur Identifizierung und Sicherung digitaler Musik einführen möchte. Das Papier war für eine wissenschaftliche Konferenz gedacht, wurde aber auch im World Wide Web veröffentlicht. Auf Drängen der Industrie verschwand es jedoch bald wieder aus dem Internet, weil die Beschreibung des Softwareschutzes allzu detailliert ausgefallen ist und er damit zu leicht geknackt werden könnte. Nun hat der Vorfall eine Debatte über die Grenzen akademischer Freiheit ausgelöst.

Hat die Produktion quelloffener Software das Zeug dazu, die Gesellschaft zu verändern?, fragte die erste Oekonux-Konferenz, die unter dem Motto "Von der Freien Software zur Freien Welt" vergangenes Wochenende in Dortmund stattfand. Zur Debatte stand eine Variante der Telearbeit, bei der sich weltweit verstreute Programmierer zusammenfinden und ohne direkte Bezahlung Software entwickeln, die dann wieder ohne Einschränkungen als öffentliches Gut weitergereicht wird. Diese GNU Public Licence (GPL) genannte Variante einer Softwarelizenz, erprobt am Betriebssystem Linux, könnte auch als Modell für eine neue Gesellschaft dienen, so der hochfliegende Ansatz. Bei der Tagung fühlte man sich manchmal um Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückversetzt. So wurde der Computer als Dampfmaschine der klassenlosen Gesellschaft geehrt, und die selbstständigen Programmierer wurden als Keim der sozialistischen Brigade gefeiert. Einige Teilnehmer sahen in ihnen freilich eher die Handwerker einer vorindustriellen Produktionsweise, deren Ende bereits abzusehen sei.



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(c) DIE ZEIT   19/2001   


 





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